Das Windauge

Eine mittelalterliche Bauernküche war ein einfacher, aber zentraler Ort im bäuerlichen Haushalt und befand sich in der Regel in einem kleinen, meist einstöckigen Fachwerkhaus mit Lehm- oder Steinboden. Der zentrale Punkt war die offene Feuerstelle, die direkt auf dem Boden lag oder in einer einfachen Steineinfassung. Es gab keinen Schornstein wie heute – der Rauch zog durch ein offenes Loch im Dach oder durch Ritzen im Gebälk ab. Daher war es in der Küche oft dunkel und verrußt, und der Rauch hing schwer in der Luft. 

Damit der Rauch besser abziehen kann, wurde weiter oben ein kleines Loch in die Außenwand gemacht, durch das außerdem Licht in die Küche schien und den Raum etwas erhellte. Bei schlechtem Wetter wurde die Öffnung mit Stroh zugestopft. Durch dieses „Auge“ kam also Licht und der Wind. Daher der Ursprung des Altnordischen „Vindauga“.

Aus dieser Öffnung wurde später ein Statussymbol, war Glas doch sehr teuer. Daher dienten alternativ Tierhäute, Pergament oder Leinenstoff als einfach Fensterläden. Je größer und prachtvoller das verglaste Fenster, desto höher der Status. 

Vom altnordischen „Vindauga“ wurde der Begriff ins Altenglisch übernommen und wurde später zum englischen „Window“.

Das deutsche Wort für „Fenster“ ist vom lateinischen „fenestra“ (Wandöffnung) abgeleitet.