Südtirol

Sei (fast) live dabei.

Hier kommen gleich zwei Neuerungen zum Tragen: Erstens ist dieser Bericht auf deutsch (wie dem einen oder anderen vielleicht bereits aufgefallen sein mag). Zweitens wird dieser Reisebericht (fast) live geschrieben und nicht erst nach Ende der gesamten Tour.

Wie dem auch sei: Viel Spaß dabei, uns (Patrick und mir) während der kommenden 8 Tage auf unseren Spuren zu folgen.


Freitag: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, das Equipment steht, die Packlisten sind geschrieben. Nichts steht einem Aufbruch mehr im Wege. Also die Koffer in das Auto gepackt, ein letzter Check, ob die wirklich wichtigen Dinge wie Schlüssel, Papiere, Handy und Kreditkarte dabei sind (dann kann man vor Ort immer noch kaufen, was man eventuell vergessen hat) – und los geht die Fahrt kurz vor Mitternacht.


Samstag: Nach einer ansonsten recht ereignislosen Fahrt fällt bei strömendem Regen plötzlich der Scheibenwischer aus. Und das nur 60km vor unserem Ziel. Wir haben für diesen Urlaub einige abenteuerliche Punkte auf unserer ‘must-do’ Liste, aber ein Blindflug auf einer italienischen Autobahn gehört nicht dazu. Also fahren wir rechts ran auf den schmalen Seitenstreifen und hoffen, das nicht gerade jetzt einer der vielen LKW-Fahrer eindöst und uns ungefragt eine Mitfahrgelegenheit bietet. Patrick ist gelinde gesagt ‘not amused’ – ich dagegen grinse in mich hinein. Dazu muß man wissen, daß mich Reisen, die reibungslos beginnen, über die Maßen beunruhigen – zu dem Hintergrund vielleicht ein anderes Mal mehr.

Nachdem wir sämtliche Sicherungen und Verkabelung geprüft, Beschwörungsformeln gesprochen und verschiedenste rituelle Tänze um das Auto vollzogen hatten, funktionierte auch endlich der Scheibenwischer wieder.

9:15 Uhr: Wir erreichen unser Ziel. Jetzt heisst es: einchecken, schnell noch einen Kaffee (bzw. Tee) trinken, Klamotten auf’s Zimmer bringen und: Schlafen. Um 12:00 Uhr haben wir uns dann wieder in die Senkrechte gequält, um uns im Supermarkt im nächsten Ort mit allem Notwendigen für die kommenden Tage einzudecken.

Das Wetter ist dabei alles andere als vielversprechend. Grimmig und bedrohlich begrüßt uns der Ausblick von unserem Balkon:

Die dichten Wolken haben dabei den Berg unter sich fest im Griff. Jedoch ließen wir uns davon und vom Regen nicht abgeschrecken, sondern machten noch einen kleinen Spaziergang durch das Dorf, um dann den Tag um 20:30 offiziell zu beenden.


Sonntag: 7:00 Uhr: Ein Wecker reißt mich grell plärrend aus dem Schlaf. Verdammt! Und wessen Wecker klingelt überhaupt? Der Schuldige ist schnell gefunden: Patrick hatte für den heutigen Tag (und alle folgenden) so viele Stunden wie möglich eingeplant – und dafür muß man eben früh raus. Farbige Flüche grummelnd rolle ich mich aus dem Bett, schiebe die Vorhänge beiseite, um dann mit einem wolkenlosen, strahlendblauen Himmel entschädigt zu werden.

Ha! Ich hatte also entgegen allen offiziellen Wetterberichten und Prognosen der Ansässigen doch Recht! Wir werden gutes Wetter haben! (Und wie uns später bestätigt wurde: Die beste Fernsicht seit Jahren) Die schlechte Laune war im Nu der wärmenden Sonne und dem strahlend blauen Himmel gewichen. Laugenspitze, wir kommen!

In der Routenbeschreibung heisst es: “Vom Startpunkt, dem Gampenpass auf 1518m, folgen wir den Wegweisern ‘Laugenalm’ auf dem breiten Zubringerweg zuerst durch eine Wiese und dann durch einen schönen Nadelwald in nur leicht ansteigender Wanderung …” Moment! ‘Leicht ansteigend’? Also davon kann nun wirklich keine Rede sein. Das kleine Zusatzschild an der nächsten Wegkreuzung trifft es da schon eher.

Wir folgen also dem Schild und kraxeln durch den Wald über Wurzeln, Steine und Bäche nun also steil empor und erreichen nach dieser ersten Etappe die Laugenalmhütte. Von hier aus sehen wir bereits den Gipfel. Wie wir feststellen, ein recht sportliches Ziel für den ersten Tag. Links an der Hütte vorbei führt uns der Weg hoch hinauf zu einem begrasten Altmoränenbecken. Hoch, den Grat entlang – Wer den Wanderer auf dem Grat findet, bekommt einen guten Eindruck vom Größenverhältnis 😉 … Dann über Blockwerk und teilweise gesicherten Porphyrfels steil empor zum Gipfel der Großen Laugenspitze in 2434m.

Für den ersten Tag und damit noch nicht an die Höhe akklimatisiert, war die Überwindung der 1000 Höhenmeter bis zum Gipfel schon recht knackig. Aber es war ein gutes Gefühl es dennoch gemacht zu haben – und belohnt wurde ich ausserdem noch mit einer großartigen Fernsicht. Nach dem obligatorischen Gipfelkreuzphoto, einem Eintrag in das Gipfelbuch und einer kleinen Rast und Stärkung auf einer halb verrotteten Holzbank ging es an den nicht weniger anspruchsvollen Abstieg.[envira-gallery id="1490"]

Anspruchsvoll nicht wegen der selben körperlichen Anstrengung wie beim Aufstieg, aber rauher Fels und loses Gestein nahe am Abgrund verzeihen keinen Fehltritt, weshalb hier neben Kraft auch volle Konzentration gefragt war.

Nach diesem schwierigen Teil erreichen wir wieder die Laugenalmhütte, die wir nun gerne für eine Pause und ein kühles Getränk nutzen und machen uns dann wieder auf den Weg zurück zur Pension. Duschen und dann auf kürzestem Weg zu meiner weltweiten(!) Lieblingspizzeria. Nicht nur die Größe der Pizza ist beeindruckend, sondern auch die Frische und der Geschmack dieser perfekten, originalen Kreation aus dem mit Holz befeuerten Steinofen.


Montag: Der Ritten. Ein relativ flaches, etwa 1200m hohes, nach Süden hin gelegenes Hochplateau im Herzen Südtirols. Nach gestern genau das richtige, um viel zu wandern, es aber dennoch nicht zu übertreiben. So entspannt es hier war, so wenig zu erzählen gibt es. Schafe, Schafe, Schafe und Schafe …

Und ein Panoramaweg, der seinem Namen wirklich alle Ehre machte.

 

Die Rinder auf der Weide haben mich dann zu nachfolgendem Ratgeber inspiriert:


Dienstag: Same Procedure as every day: 7:00 Uhr Wecker, duschen, Frühstück: Brötchen, Kümmelbrot mit Butter und Käse, Earl Grey mit Milch und Zucker und das tollste: frischer Obstsalat mit Obst aus dem Garten unserer Patrone. Unter anderem auch saftige Feigen. Das Ganze abgerundet mit einem Schlag Joghurt aus dem Steintopf. Herrlich. So startet jeder Tag gut.

Heute steht das Gebiet ‘Meran 2000’ auf unserem Plan – Genau das richtige für Menschen, die Angst vor Einsamkeit in ihrem Urlaub haben. Da wir diese Angst nicht teilen, ist unser Ziel abseits vom Touristengetummel: die Kuhleitenalm und die dazugehörige Hütte. Unseren Ausgangspunkt erreichen wir diesmal mit der Seilbahn. Von dort aus führt uns ein breiter, mittelsteiler Wanderweg auf direktem Wege zu der Abzweigung, die uns dann zur Kuhleitenhütte bringen wird. Naja, ‘bringen’ wird uns hier nichts – wir müssen schon selber klettern 😉

Das Wetter ist wieder großartig: Strahlendblauer Himmel mit einigen weißen Wolken und eine trotz der Höhe angenehmen Temperatur. Meran 2000 ist eigentlich DER Ort für Touristen, die mal in den Bergen ‘wandern’ wollen.

Wir haben aber das Gros der Leute recht schnell hinter uns gelassen, als wir den breiten Weg verlassen und einen etwas extremeren Anstieg einschlagen.

Nur 4 andere sind nun noch hinter uns und es bildet sich trotz des grossen Abstandes von etwa 100m eine Art von Seilschaft. Wir (beziehungsweise ‘ich’) laufen vor und alle anderen folgen. Besonders witzig wird das, als ich von dem eh schon steilen Weg links abbiege, um direkt am Grat pausierend noch schöne Photos zu machen. Hier ist nun die Steigung nur noch mit Unterstützung der Hände zu schaffen. Als ich dann schließlich stehenbleibe um das Panorama zu geniessen und Photos zu machen, wird den anderen langsam bewußt, dass sie weit abseits des Weges sind. Die Gesichter waren einfach unbezahlbar.

Nach einiger Anstrengung erreichen wir dann schließlich die Kuhleitenhütte – und das erste was wir hier oben auf 2361m sehen ist: ?

Richtig: Ein Tischkicker! Was anderes könnte es auch sein? Und sind wir mal ehrlich: Wie oft ist man schon auf einen Berg gestiegen und wünschte sich nichts mehr, als auf dem Gipfel eine Partie Kicker zu spielen – Ja manchmal ist das überhaupt der einzige Grund für den Aufstieg, oder?

Nach einer kurzen Rast, bei der wir uns mit Topfenstrudel stärken und das Panorama in der Sonne geniessen, machen wir uns wieder an den Abstieg. Diesmal die leichtere Variante.

Wieder an der Bergstation angekommen, ist nun endlich Gelegenheit, meinen Plan in die Tat umzusetzen – musste ich ihn doch leider letztes Jahr aufgrund von schlechtem Wetter aufgeben: Der Alpin Bob. Eine Schienenrodelbahn die sich auf einer Länge von etwa 1100m in Steilkurven und Spiralen talwärts schraubt. Diesmal ist das Wetter optimal.

Also wähle ich den Schalensitz und gurte mich an – Patrick wählt die Sonnenterrasse der Hütte. So hat jeder seine Art, die Sonne und den Berg zu geniessen.


Mittwoch: Das heutige Ziel ist der Naturnser Hochwart mit einer Höhe von 2607 Metern. Dabei sind auf dem Weg vom Vigiljoch zum Gipfel auf einer Strecke von 7km 1020 Höhenmeter zu überwinden. Auf das Vigiljoch bringt uns Europas zweitälteste Schwebeseilbahn. 1912 in Pionier-Technik erbaut, wurde sie zu einer landesweiten Attraktion. Von der Talstation in Lana auf 328m bis zur Bergstation auf 1486m dauert die Fahrt sportliche 8 Minuten.

Wir sind schon recht zeitig auf dem Weg und teilen uns mit zwei Kellnerinnen des Gasthof Jocher die Seilbahnkabine. Von anderen Wanderern oder Touristen noch keine Spur. Eine wirklich schöne Atmosphäre, wenn der Berg und alle, die darauf leben und arbeiten so langsam erwachen und sich auf den Tag vorbereiten. Die kühle Luft ist frisch und klar. Es riecht nach würzigem Harz. Der Himmel strahlt in kräftigem Blau und ist nur leicht bewölkt. Ein Hund liegt dösend auf den Stufen zum Gastraum und wärmt sich in der Morgensonne. Während wir an ihm vorbeigehen öffnet er widerwillig ein Auge um zu prüfen, wer denn da so früh unterwegs ist, schliesst es aber gelangweilt direkt wieder.

Für diesen Tag haben wir uns wirklich eine Herausforderung ausgesucht. Dabei ist keine Kletterpassage das Problem, sondern vielmehr die Distanz und die zu überwindenden Höhenmeter, für die wir nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung haben, da wir sonst auf dem Berg ‘festsitzen’ (solange wir nicht 1400 zusätzliche Höhenmeter in sehr steiler Gangart beim Abstieg überwinden wollen.

Diese Anforderung an den Wanderer ist ein vermeintlicher Nachteil, aber auch ein großer Vorteil, wie ich finde. Begegnen wir doch an diesem Tag nur 4 anderen Menschen auf der gesamten Strecke.


Donnerstag:


Freitag: Heute ist Canyoning angesagt. Aber was soll ich da groß erzählen – seht euch einfach das Video an.

[KGVID]http://blog.raumorange.de/wp-content/uploads/2017/01/Canyoning_x264.mp4[/KGVID]