Dublin – Insider

Guinness reist nicht gerne …

… und das ist nur ein Grund für mich, wieder nach Dublin zu fahren – denn im Gegensatz zu Guinness reise ich sehr gerne.

Es wurde schon so viel über Dublin, seine Geschichte, Kultur, Pubs usw. geschrieben.

Ich versuche aber immer, die Kuriositäten und kleinen Geschichten abseits der ausgetretenen Pfade zu entdecken.

Begleite mich also einfach auf einem 2-tägigen Trip nach Dublin und vielleicht erfährst Du etwas Neues. Wie Du Dir anhand der Überschrift vielleicht vorstellen kannst, wurde auch das eine oder andere Pint Guinness getrunken.

Aber stimmt es wirklich, dass Guinness außerhalb von Irland anders schmeckt?

Ich persönlich bin davon fest überzeugt. Zuerst dachte ich, es sei eine psychologische Sache. Du weisst schon, man ist im Urlaub, das Essen, die Getränke, alles schmeckt besser, wenn man entspannt ist und eine positive Atmosphäre um sich herum hat.

In der Tat gibt es mehrere Gründe dafür:

Wie lang die Leitungen vom Fass zum Zapfhahn sind. Wie häufig die Leitungen gereinigt werden. Womit die Leitungen gereinigt werden. Wie frisch das Fass ist, ob das Personal in der Kunst des Zapfens gut geschult ist.

Ein sehr wichtiger Punkt dabei ist die Stickstoffanreicherung.
In Deutschland wird zum Beispiel jedes Bier mit Kohlendioxid gezapft; Guinness hingegen kombiniert geschickt Stickstoff und Kohlendioxid im Verhältnis 70/30, um ein perfekt ausgewogenes Stout zu kreieren.

Und nicht zuletzt ist das Guinness in Irland am besten, weil es dort hergestellt wird. Das Guinness aus Übersee wird in Konzentratform verschifft – um genau zu sein: Der unfermentierte, aber gehopfte Guinness-Würzextrakt – und dann mit lokalem Wasser verdünnt. Das macht einen großen Unterschied im Geschmack.

Was bedeutet: Ja, Guinness schmeckt außerhalb von Irland anders.

Wo man aber eines der bestgezapften Guinness bekommt ist das „Kavanagh“:

Wo Totengräber ihr Pint tranken.

Unser erster Halt ist bei John Kavanagh’s alias „The Gravedigger’s“.
Dieser authentische Pub erhielt seinen Spitznamen, weil er in die Mauer neben dem Hintereingang des Glasnevin-Friedhofs gebaut wurde – berühmt dafür, dass er Irlands erster Friedhof war, auf dem Menschen aller Glaubensrichtungen zur Ruhe gebettet werden konnten – und die Totengräber (engl.: „Gravedigger“) diesen Pub nach einer langen Schicht aufsuchten.

So kam das Pub zu seinem Beinamen, der sich über Generationen hinweg gehalten hat. Aber es kommt noch besser – und das ist kein Dubliner Märchen, sondern tatsächlich passiert:

In der Mauer, die das Pub vom Friedhof trennt, gab es früher ein kleines Loch. Ein echtes Schlupfloch für Durstige! Wenn die Grabräber gerade nicht von ihrer Arbeit lassen konnten oder einfach in Ruhe ein Bier wollten, ohne extra um die Ecke ins Pub zu gehen, wurde das Pint kurzerhand durch dieses Loch in der Mauer gereicht. Kein Tischservice, keine Barhocker – nur ein ehrliches Guinness direkt vom Zapfhahn durch die Steinwand.

Heute ist das Loch zwar längst verschlossen, aber die Geschichte lebt weiter – genauso wie der ganz besondere Charme dieses Ortes.

Die Geschichte des Pubs wird seit acht Generationen von der Familie Kavanagh weitergegeben, die den Pub seit seiner Eröffnung im Norden Dublins im Jahr 1833 betreibt. Dies ist eine echte viktorianische Bar, völlig unverdorben – und sie hat den Ruf, einen der besten Pints in Dublin zu servieren, was ich nur bestätigen kann.

Kein Gesang, keine Musik,
„weder gepfiffen noch sonst wie“
… und es gab nie ein Telefon oder einen Fernseher.

Dieses andere Ambiente war in den ersten Sekunden ungewohnt und neu, aber schon bald wussten wir es sehr zu schätzen. Der Klangteppich aus Gesprächen, Lachen und Guinness-Bestellungen ließ uns richtig wohl fühlen. Schließlich ist das doch der Grund, warum man ins John Kavanagh’s geht: um zu trinken und zu plaudern – und aufgrund der fehlenden Musik und des fehlenden Fernsehers muss man nicht schreien.

Der ursprüngliche Teil des Pubs, am Prospect Square am östlichen Rand des Friedhofs gelegen, ist dunkel und kompakt. Er hat immer noch die Original-Theke, die jetzt ein Stück nach hinten gerückt ist, um mehr Gäste zu beherbergen. Der Bodenbelag ist so stark mit Guinness- und Tabakflecken übersät, dass das Holz an einigen Stellen Blasen wirft.

Im Jahr 1831 wurde das Anwesen von dem Hotelier John O’Neill gekauft, der später das Haus aufteilte, die Hauptfront an den Friedhof verkaufte und das Erdgeschoss zu einem Pub und das erste Stockwerk zu einem Familienhaus machte.

Als John Kavanagh 1833 O’Neills Tochter Suzanne heiratete, schenkte O’Neill ihnen den Pub als Hochzeitsgeschenk. Die Kneipe florierte. Särge und Leichenwagen standen draußen vor der Tür, während drinnen trauernde Familienangehörige und Freunde ihren Kummer wegtranken, wobei sie manchmal vergaßen, zum eigentlichen Friedhof zu gehen. Laut Conor Dodd, dem Historiker von Glasnevin, brachte das Dubliner Friedhofskomitee sogar eine eigene Verordnung ein, die Beerdigungen auf die Zeit vor 12 Uhr mittags beschränkte (die heute auf 15 Uhr verschoben wurde), in der Hoffnung, die Zahl der Leute zu reduzieren, die betrunken zu Beerdigungen erschienen – oder gar nicht.

Schließlich drohte Joseph Kavanagh – Johns Sohn – den Stadtrat wegen der entgangenen Einnahmen zu verklagen, aber es war umsonst, denn Glasnevin schloss 1878 das Osttor zum Friedhof.

„Das war unsere Haupteinnahme“, sagt Ciaran, der heute der Chefkoch ist. „1870 begannen wir also, viel Geld zu verlieren.“

Joseph, damals ein junger Mann, der das Erbe seines Vaters fortführen wollte, stellte einen Kegel- und Schießstand in der hinteren Gasse auf, um wieder Kunden anzulocken. Er verteilte Flugblätter am neuen Haupttor des Friedhofs, und das Geschäft begann wieder anzuziehen.

Es ist dieses kreative Denken, das es den Kavanaghs ermöglichte, ihr Lokal fast zwei Jahrhunderte lang offen zu halten.

Im Jahr 1920 führte Josephine „Josie“ McKenna Kavanagh – die den Pub erstaunliche 23 Jahre lang leitete – einen Kolonialwarenverkauf in der Bar ein. In den 1980er Jahren baute Eugene Kavanagh eine Lounge an den Pub an, die erste auf der Nordseite der Stadt. Und in den frühen 2000er Jahren führte Ciaran Essen in das Etablissement ein, beginnend mit einer Mittagskarte und übergehend in abendliche Tapas.

„Sobald man auf einer Kiste stehen konnte, konnte man Pints einschenken und Gläser spülen“, erinnerte sich Ciaran an seine Kindheit im Gravediggers. „Wir haben es alle gemacht.“

Allerdings zog der Pub gelegentlich auch die eine oder andere Berühmtheit an. Im Jahr 1984 starb der Leadsänger der irischen Folkband The Dubliners, Luke Kelly. Er sollte in Glasnevin mit all dem Pomp and Circumstance beigesetzt werden, die einem bekannten Musiker gebühren. Ciaran war damals 14 Jahre alt, der jüngste Angestellte im Pub, und spülte gerade Gläser, als alle anrollten – U2, The Chieftains, der Rest von The Dubliners – und sie kamen mit Instrumenten.

„Sie fingen an, sich zu räuspern und begannen zu musizieren“, erinnert er sich. „Mein Vater, Eugene Kavanagh, ging raus und sagte allen, dass sie keine Musik machen oder singen dürften. ‚Wir erlauben das nicht‘, sagte er. Es wäre die beste Session aller Zeiten gewesen, und besonders in dem Pub, in dem es keine Musik gab, wäre sie in die Geschichte eingegangen. Aber das war die Regel – es ist ein Ort, um einfach nur zu trinken, es ging immer nur ums Trinken.“

Vielleicht ist es eben diese Hingabe an die Tradition, die diesen lokalen, schnörkellosen Pub seit fast 200 Jahren im Geschäft hält.

Henrietta Street

Die Henrietta Street ist die älteste georgianische Straße auf der Nordseite von Dublin. Der Bau der Straße begann Mitte der 1720er Jahre auf einem Grundstück, das 1721 von der Familie Gardiner erworben wurde, und war noch in den 1750er Jahren im Gange.

Die Henrietta Street ist im Vergleich zu anderen Städten des 18. Jahrhunderts sehr breit. Sie umfasst eine Reihe sehr großer Stadtpaläste aus rotem Backstein im georgianischen Stil. Im 19. und 20. Jahrhundert verfiel die Straße, und die Häuser wurden als Mietskasernen genutzt.

Während die Häuser in der Henrietta Street im 18. Jahrhundert von einigen wenigen wohlhabenden Bewohnern bewohnt worden waren, wurden sie im 19. Jahrhundert zu Mietskasernen umfunktioniert, und 1911 lebten 835 Menschen in Armut in nur 15 Häusern. Eine Reihe von Häusern in der Straße wurde bis in die 1970er Jahre als Mietskasernen genutzt. Im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert wurde die Straße restauriert.

Die Straße ist eine Sackgasse, an deren westlichem Ende die Law Library of King’s Inns liegt. Im Jahr 2017 gibt es noch 13 Häuser in dieser Straße. Eines davon ist Henrietta Street Nummer 14.

(c) Simon Watson

Es wurde 1748 von Luke Gardiner erbaut, der der für einen Großteil der Bauarbeiten in der georgianischen nördlichen Innenstadt verantwortlich war und wurde Ende 2017 als Museum eröffnet. Das „Tenement Museum Dublin“ deckt den Zeitraum zwischen den 1870er und den 1970er Jahren ab und erzählt „Die Geschichte der Mietskasernenbewohner“.

Eines der Hauptkonzept des Henrietta Street Tenement Museum ist das „Gebäude als Artefakt“ wobei das Haus selbst, mit all seiner Vielschichtigkeit und den Spuren der früheren Nutzung das primäre Ausstellungsstück ist. In diesem Projekt wurden die Wände, Böden, alten Gasleitungen, Kamine aus den 1970er Jahren sowie Fragmente von Leimfarbe, Linoleum und Tapeten unverändert belassen – sie alle haben Geschichten zu erzählen.

Eine der größten Herausforderungen des Projekts bestand darin, alle wichtigen Dienste, Brandschutz und Infrastrukturen in diese reichhaltige Bibliothek der Erinnerung zu integrieren, ohne zuviel einzugreifen. Der Fußboden beherbergt diskret das komplette Netz der Versorgungseinrichtungen, der Heizung und des Brandschutzes. Die Suche nach einem geeigneten Standort für die vertikale Hauptversorgungsleitung und die anschließende Planung und Gestaltung waren eine große Herausforderung.

Wie eine Zeitkapsel spiegelt das Haus, wahrscheinlich mehr als jedes andere Haus in der Stadt und auf den Britischen Inseln, den Lauf der Zeit über fast 300 Jahre hinweg wider, und zwar in der Bausubstanz des Gebäudes selbst.

Der Einsatz von drahtloser Technologie hat dazu beigetragen, die Verluste von Oberflächen und Materialien zu minimieren. Sowohl in der Entwurfsphase als auch während der Bauphase war eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen dem Architekten und den Ingenieuren sowie zwischen dem Hauptauftragnehmer und den M&E-Subunternehmern intensiv und unerlässlich. Die Festlegung einer kohärenten architektonischen Vision und deren Beibehaltung im Zuge der Entwicklung der kuratorischen Vision, die die Entwurfsentscheidungen beeinflusste, schuf eine einzigartige Dynamik.

Das Musikzimmer in der Henrietta Street 12 hat seinen ursprünglichen Dielenboden aus dem Jahr 1737 sowie den Wandputz und die Verkleidung von 1780 bewahrt. Der Spiegel über dem Kamin stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. (c) Simon Watson

Bonavox

Keine Sehenswürdigkeit im eigentlichen Sinne, aber eine von Dublins vielen Kuriositäten: In der Earl Street, nur wenige Schritte vom Spire in der O’Connell Street entfernt, befindet sich ein Geschäft des Hörgeräte-Spezialisten „Bonavox“.

Wenn du keine Beratung zu Hörtests oder Hörgeräten brauchst, könnte vielleicht die folgende Geschichte für dich interessant sein:

In den 1970er Jahren gab es in Dublin eine Gruppe junger Künstler namens „Lypton Village“. Ein Mitglied der Gruppe war ein gewisser Paul David Hewson. Zu den Ritualen der Gruppe gehörte die Vergabe von Spitznamen oder Künstlernamen. Hewson, der Musiker war, lief eine Zeit lang unter dem Künstlernamen „Steinvic von Huyseman“, dann nur noch „Huyseman“, gefolgt von „Houseman“ und dann „Bon Murray“. Später nannte er sich „Bono Vox of O’Connell Street“, in Anlehnung an das besagte Geschäft, das seit 1967 bestand.

Der Name „Bonavox“ ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „gute Stimme“. Was lag also näher, als diesen Namen für den Sänger einer Band zu verwenden?

Du hast es schon erraten: Die Rede ist von „Bono“, dem Sänger der bekannten Rockband „U2“. Es heißt, dass er den Namen „Bono Vox“, in der Kurzform „Bono“, zunächst nicht mochte, sich dann aber daran gewöhnt hat. Seit Ende der 1970er Jahre ist er unter diesem Namen bekannt – ein Künstlername, für den ein Hörgerätegeschäft Pate gestanden hat.

Das General Post Office

in Dublin ist der Hauptsitz von An Post, dem irischen Postamt, und Dublins wichtigstes Postamt.

Das im Zentrum der O’Connell Street, der Hauptverkehrsader der Stadt, gelegene Gebäude ist eines der berühmtesten Irlands. Es wurde 1818 fertiggestellt und war das letzte der großen georgianischen öffentlichen Gebäude der Hauptstadt.

Während des Osteraufstandes von 1916 diente das GPO als Hauptquartier für die Anführer des Aufstandes. Am 24. April 1916 verlas Patrick Pearse von diesem Gebäude aus die Proklamation der irischen Republik. Das Gebäude wurde im Verlauf des Aufstands bis auf die Granitfassade niedergebrannt und erst 1929 von der Regierung des irischen Freistaats wieder aufgebaut.

Ein Originalexemplar der Proklamation der irischen Republik war im Museum im GPO ausgestellt. Das Museum wurde Ende Mai 2015 geschlossen und im März 2016 durch ein neues Besucherzentrum zum Gedenken an den Aufstand von 1916, „GPO Witness History“, ersetzt. Das Gebäude ist ein Symbol des irischen Nationalismus geblieben.

Zum Gedenken an den Aufstand wurde eine von Oliver Sheppard 1911 geschaffene Statue, die den Tod des mythischen Helden Cúchulainn darstellt, am Kommandoposten in der Mitte der GPO-Haupthalle aufgestellt und befindet sich nun im vorderen Teil des Gebäudes. Die Statue wurde 1966 auf der irischen Zehn-Schilling-Münze zum fünfzigsten Jahrestag des Aufstands abgebildet. Trotz seiner Berühmtheit als Symbol der irischen Freiheit wurde bis in die 1980er Jahre weiterhin Erbpacht für das GPO an englische und amerikanische Vermieter gezahlt.

The chime in the slime (Das Glockenspiel im Schleim)

Oder: Was ist mit der Millennium-Uhr in Dublin passiert?

Die Idee hinter dem Zeitmesser war, eine riesige Metalluhr mit einem Gewicht von fast 1.000 kg zu bauen, die in der Liffey in der Nähe der O’Connell Bridge aufgestellt werden sollte. Sie sollte die Sekunden bis zur Jahrtausendwende im Jahr 2000 herunterzählen. Die Uhr war der Gewinner eines 1994 ausgeschriebenen Wettbewerbs mit dem Titel „Countdown 2000“.

Zwei Dubliner Architekten, Gráinne Hasset und Vincent Ducatez, hatten den mit 10.000 Pfund dotierten Beitrag entworfen.

Es war ein beeindruckendes Werk der Technik: 1,9 Meter tief und 7,8 Meter breit. Die Uhr wurde knapp unter der Wasseroberfläche im Fluss platziert, und die Leuchtziffern sollten durch das Wasser hindurch leuchten.

In 30-Sekunden-Intervallen wurden über Lautsprecher, die an Bojen in der Nähe der Uhr angebracht waren, Geräusche aus dem Dubliner Leben eingespielt, wie z. B. die Schreie der Möwen und das laute Geschrei der Händler in der Moore Street.

Die Uhr war über eine Zeitschaltuhr mit einem Druckgerät verbunden, das auf der Brüstung der O’Connel Bridge installiert war. Für 20 Pence konnte man sich eine Postkarte ausdrucken lassen, auf der stand, wie viele Minuten und Sekunden noch bis zur Jahrtausendwende verbleiben.

Das ganze Projekt wurde zwei Tage vor dem St. Patrick’s Day 1996 vor 10.000 Menschen eingeweiht – aber es entwickelte sich bald zu einem totalen Desaster.

Die Uhr war für die Menschen oft schwer zu sehen und auch nicht wasserdicht. Wenn die Menschen das Zifferblatt der Uhr sehen konnten, zeigte sie oft die falsche Zeit an. Sehr schnell wurde das ganze Projekt noch düsterer, denn das schmutzige Wasser der Liffey überzog die Uhr mit einem grünen Schleim.

Dubliner Witzbolde, die für ihre Schlagfertigkeit bekannt sind, tauften die Uhr „das Glockenspiel im Schleim“ (The chime in the slime).

Das Projekt war von der Nationallotterie angeregt worden. Während des restlichen Jahres 1996 wurden immer verzweifeltere Versuche unternommen, die Uhr zu reparieren – ohne Erfolg. Schließlich – im Dezember 1996 – musste die Uhr herausgefischt werden, und das ganze Projekt wurde aufgegeben.

Die Uhr war nicht mehr zu reparieren und wurde in Stücke zerbrochen, und das gesamte Metall wurde verschrottet. Die ganze Farce, die die Nationallotterie 250.000 £ gekostet hatte, nahm ein trauriges Ende.

Als der Postkartendrucker von der Brüstung der O’Connel Bridge entfernt wurde, wurde das Loch später mit einer Gedenktafel für Pater Pat Noise gefüllt.

Pater Pat Noise

Wer war dieser Pater Pat Noise?

Wenn Sie die O’Connell Bridge überqueren, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie die in das Mauerwerk auf der Seite der Ha’penny Bridge eingelassene Gedenktafel übersehen. Diese Gedenktafel wurde 2004 zum Gedenken an Pater Pat Noise angebracht, der – wie auf der Tafel vermerkt – unter verdächtigen Umständen starb als er 1919 in der Liffey ertrank.

DIESE GEDENKTAFEL ERINNERT AN FR. PAT NOISE
BERATER VON
PEADAR CLANCEY.
ER STARB UNTER VERDÄCHTIGEN UMSTÄNDEN
UMSTÄNDEN, ALS SEINE
KUTSCHE AM 10. AUGUST 1919 IN DIE LIFFEY STÜRZTE.

ERRICHTET VON DER HSTI

Was die ganze Geschichte wirklich interessant macht, ist die Tatsache, dass sie illegal angebracht wurde und einer fiktiven Person gewidmet ist.

Die Gedenktafel behauptet, sie sei von der HSTI aufgestellt worden. Als die Nachforschungen keine Beweise dafür erbrachten, dass ein echter Pater Pat Noise jemals gelebt hat oder gestorben ist, entpuppte sich der verwirrende Schrein aus Bronzeguss, der wie so viele andere in der Stadt verstreute Schreine aussieht, als nichts weiter als ein ausgeklügelter Schwindel.

Die Fälscher brachten ihn 2004 an und gaben ihn im Mai 2006 zu, nachdem ein Journalist der Sunday Tribune den Dubliner Stadtrat auf die Plakette aufmerksam gemacht hatte. Sie behaupteten, das Werk sei eine Hommage an ihren Vater und der Name „Father Pat Noise“ sei ein Wortspiel mit „pater noster“, lateinisch für „unser Vater“. Das ‚HSTI‘ (Anagramm von „SHIT“) ist ebenfalls fiktiv. Peadar Clancy (auf der Gedenktafel falsch geschrieben) war ein echter Offizier der Irisch-Republikanischen Armee, der am Abend des Blutsonntags 1920 getötet wurde.

Die Gedenktafel wurde in einer Vertiefung angebracht, die durch die Entfernung des Schaltkastens für die „Millennium“-Uhr entstanden war, die im März 1996 als Countdown für das Jahr 2000 in den Gewässern des Flusses Liffey installiert wurde. Die Uhr und der Schaltkasten wurden im Dezember 1996 nach anhaltenden technischen Problemen und Problemen mit der Sichtbarkeit entfernt.

Der Rat forderte sofort die Entfernung der „nicht genehmigten“ Gedenktafel, aber zu diesem Zeitpunkt hatte Pater Pat eine noch treuere Anhängerschaft als zu der Zeit, als er angeblich echt war – mehrere ironische Ehrungen in Form von Blumen und Nachrichten wurden an der Gedenktafel hinterlassen.

Auf einer Sitzung des Südost-Ausschusses des Stadtrats im Dezember 2006 wurde die Beibehaltung der Gedenktafel befürwortet. Die ursprüngliche Pater-Noise-Gedenktafel wurde im März 2007 während der Restaurierungsarbeiten an der Brücke entfernt. Eine zweite Gedenktafel wurde einige Zeit später wieder heimlich angebracht. Am 22. Mai 2007 wollten Ingenieure des Dubliner Stadtrats die Plakette entfernen, wurden aber von Stadtrat Dermot Lacey gestoppt, der darauf bestand, dass die Anordnung des Stadtrats aufrechterhalten wird.

Die Gedenktafel wurde als Provokation der Autorität und als Kommentar zu der wahrgenommenen Tendenz der Regierung, öffentliche Gelder für erfolglose Projekte auszugeben, gefeiert.

Das Trinity College und seine Schätze

Mitten im lebendigen Zentrum der irischen Hauptstadt liegt ein Ort, der Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise miteinander verbindet: das Trinity College Dublin. Seit über 400 Jahren ist es ein Zentrum für Bildung, Wissenschaft und Kultur – und beherbergt zugleich einige der kostbarsten Kulturgüter Irlands. Wer durch das imposante Haupttor auf den gepflasterten Vorplatz tritt, merkt sofort: Hier atmet jeder Stein Geschichte.

Ein Blick zurück: Die Geschichte des Trinity College

Gegründet wurde das Trinity College im Jahr 1592 durch Königin Elisabeth I. von England. Es war als protestantische Hochschule gedacht – ein politischer und kultureller Gegenschritt zur damals überwiegend katholischen Bevölkerung Irlands. Das College wurde auf dem Gelände eines aufgelösten Augustinerklosters errichtet, etwas außerhalb der damaligen Stadtmauern Dublins. Heute liegt es zentral, umgeben von modernen Einkaufsstraßen, Cafés und Museen.
Obwohl es ursprünglich nur männlichen, protestantischen Studenten offenstand, hat sich das College im Laufe der Jahrhunderte gewandelt: Seit 1904 werden Frauen offiziell zugelassen, und heute ist Trinity eine international renommierte Universität mit über 18.000 Studierenden aus aller Welt.

Die Bibliothek: Irlands Wissensschatzkammer

Das Trinity College beherbergt die größte Bibliothek Irlands – und eine der bedeutendsten Europas. Gegründet gleichzeitig mit der Universität im Jahr 1592, umfasst sie heute mehr als 6 Millionen Werke, darunter Bücher, Handschriften, Landkarten, Noten und digitale Sammlungen.
Ihr architektonisches Highlight ist die legendäre Long Room, die zwischen 1712 und 1732 erbaut wurde. Dieser majestätische Saal misst etwa 65 Meter in der Länge und beherbergt rund 200.000 besonders wertvolle Bände.

Die dunklen Holzböden, die hohen gewölbten Decken und die Regale, die bis unter das Dach reichen, schaffen eine Atmosphäre, die an eine altehrwürdige Kathedrale des Wissens erinnert. Ursprünglich hatte der ‚Long Room‘ eine flache Decke, Regale für Bücher nur auf der unteren Ebene und eine offene Galerie. In den 1850er Jahren musste der Raum jedoch erweitert werden, und in den 1860er Jahren wurde das Dach angehoben, um eine obere Galerie einzurichten.

Seit einem Gesetz von 1801 besitzt die Bibliothek das Recht, ein kostenloses Exemplar jedes in Irland und im Vereinigten Königreich veröffentlichten Buches zu erhalten – ein Grund, warum ihre Sammlung stetig wächst.

Der ‚Long Room‘ beinhaltet  darüber hinaus eine  Marmorbüsten-Sammlung, die durch den Erwerb von 14 Büsten des berühmten Bildhauers Pieter Scheemakers durch das College entstand . Viele der Büsten stammen von großen Philosophen, Schriftstellern und Männern, die das College unterstützt haben. Die populärste aller Büsten in der Sammlung ist die des Schriftstellers Jonathan Swift. Diese Büste wurde von Louis François Roubiliac geschaffen.

Das Book of Kells: Ein leuchtendes Erbe

Eines der wertvollsten Exponate der Bibliothek ist das weltberühmte Book of Kells, ein kunstvoll illustriertes Manuskript, das um das Jahr 800 n. Chr. entstanden ist. Vermutlich von keltischen Mönchen auf der schottischen Insel Iona begonnen und später im irischen Kloster Kells vollendet, enthält das Werk die vier Evangelien des Neuen Testaments in lateinischer Sprache.

Was dieses Buch so besonders macht, sind seine reich verzierten Seiten: mit keltischen Ornamenten, Tiermotiven, floralen Mustern und figürlichen Darstellungen in leuchtenden Farben. Jede Seite ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Buchkunst und spiritueller Symbolik. Seit 1953 ist es dauerhaft im Trinity College ausgestellt, wo täglich wechselnde Seiten für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden.

Die Harfe: Musikgeschichte in Holz gegossen

Nur wenige Schritte vom Book of Kells entfernt befindet sich ein weiteres nationales Symbol: die Brian-Boru-Harfe, auch Trinity Harp genannt. Sie stammt vermutlich aus dem 14. oder 15. Jahrhundert und ist damit eine der ältesten erhaltenen irischen Harfen. Die Harfe besteht aus Eichenholz mit verzierter Weidenbespannung und ist reich dekoriert mit Schnitzereien – ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Handwerkskunst.

Obwohl sie oft mit dem legendären irischen Hochkönig Brian Boru (gestorben 1014) in Verbindung gebracht wird, gibt es keine gesicherten Beweise für diesen Zusammenhang. Dennoch hat sie ikonischen Status erlangt: Sie diente als Vorlage für das irische Staatswappen und ist bis heute auf irischen Münzen sowie im Logo der Guinness-Brauerei zu sehen.

St. Patrick’s Cathedral in Dublin – Ein Ort voller Geschichte, Legenden und Versöhnung

Dublin ist reich an beeindruckenden Bauwerken, doch kaum ein Ort erzählt so lebendig von Irlands Geschichte wie die ehrwürdige St. Patrick’s Cathedral. Mit ihren imposanten Mauern, gotischen Bögen und tief verwurzelten Legenden ist sie nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein spiritueller und historischer Ankerpunkt der Stadt. Besonders faszinierend: eine alte Eichenholztür, die von einem ungewöhnlichen Akt der Versöhnung erzählt.

Ein Monument des Glaubens: Die Geschichte der Kathedrale

Die St. Patrick’s Cathedral – offiziell The National Cathedral and Collegiate Church of Saint Patrick, Dublin – wurde zwischen 1191 und 1270 im Stil der gotischen Architektur errichtet. Sie steht an einem Ort, der mit Irlands Schutzheiligem, St. Patrick, eng verbunden ist. Der Überlieferung nach taufte er hier im 5. Jahrhundert Heiden im Wasser eines nahegelegenen Brunnens zum Christentum.

Die Kathedrale wurde ursprünglich als katholische Kirche erbaut, wechselte jedoch nach der Reformation im 16. Jahrhundert in die Hände der Church of Ireland, einer anglikanischen Glaubensgemeinschaft. Heute ist sie die größte Kathedrale Irlands und wird sowohl für Gottesdienste als auch als nationales Denkmal genutzt.

Ein Ort großer Persönlichkeiten

Die Kathedrale war nicht nur religiös, sondern auch kulturell von Bedeutung. Von 1713 bis 1745 wirkte hier der Schriftsteller und Satiriker Jonathan Swift, Autor von Gullivers Reisen, als Dekan. Sein Grab liegt in der Kathedrale, ebenso wie das seiner langjährigen Freundin Esther Johnson, besser bekannt als „Stella“. Eine eigene Gedenktafel erinnert an ihn – ein Zeugnis dafür, wie eng Kunst, Glaube und Gesellschaft an diesem Ort miteinander verwoben sind.

Die Tür der Versöhnung – „To chance your arm“

Eines der eindrucksvollsten Ausstellungsstücke der Kathedrale ist eine mittelalterliche Eichenholztür mit einem ungewöhnlichen Loch – und einer noch außergewöhnlicheren Geschichte. Sie stammt aus dem Jahr 1492 und erzählt von einem mutigen Akt des Friedens während eines blutigen irischen Familienkonflikts.

Damals standen sich zwei mächtige anglo-normannische Adelsfamilien feindlich gegenüber: die Butlers von Ormonde und die FitzGeralds von Kildare. Nach einem Streit um politische Macht suchte Sir James Butler Zuflucht in der St. Patrick’s Cathedral und verriegelte sich in der Kapitelsaal-Kammer.

Anstatt weiter zu kämpfen, entschloss sich Gerald FitzGerald, der 8. Earl of Kildare, zur Versöhnung. Um seinen guten Willen zu beweisen – und trotz der Gefahr, angegriffen zu werden – schnitt er ein Loch in die Tür und streckte seine Hand hindurch, als Zeichen des Friedens.

Butler nahm den mutigen Akt an – und reichte ihm die Hand. Der Konflikt endete, und die Geschichte wurde zur Legende. Der Ausdruck „to chance your arm“ (etwa: „einen mutigen Schritt wagen“) soll auf diese Begebenheit zurückgehen.

Noch heute ist diese „Door of Reconciliation“ in der Kathedrale zu sehen – ein eindrückliches Symbol für Mut, Vertrauen und den Willen zum Frieden in einer konfliktreichen Zeit.

Ein Ort der Begegnung von Geschichte und Gegenwart

Heute zieht St. Patrick’s Cathedral jährlich über eine halbe Million Besucher an. Neben Gottesdiensten finden auch Konzerte, Vorträge und kulturelle Veranstaltungen statt. Die Kathedrale ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein lebendiges Denkmal irischer Geschichte – vom frühen Christentum über die politischen Wirren des Mittelalters bis zur modernen Zeit.

Ein Spaziergang durch das weitläufige Kirchenschiff, das Betrachten der kunstvollen Glasfenster und das Verweilen vor der „versöhnenden Tür“ lassen Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise verschmelzen.

Das Pig’s Ear

Es gibt Restaurants, die beeindrucken mit Show. Und dann gibt es Orte wie das The Pig’s Ear in Dublin – wo das Essen einfach für sich spricht. Ohne großes Getöse, aber mit so viel Können, Geschmack und Bodenhaftung, dass man sich als Gast sofort willkommen fühlt. Genau deshalb zählt das Pig’s Ear mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsadressen in Dublin und ich genieße jedes Mal die Unkompliziertheit, Gastfreundschaft und Großzügigkeit, die man in diesem freundlichen Restaurant erlebt. 

Das Restaurant liegt zentral in der Nassau Street, nur wenige Schritte vom Trinity College entfernt, und wirkt von außen fast ein bisschen unscheinbar. Es ist in einem georgianischen Stadthaus untergebracht und ohne die leuchtend rosa Tür könnte man das Restaurant leicht übersehen.

Doch schon beim Eintreten wird klar: Hier steckt viel Liebe zum Detail. Die Räume sind schlicht, warm und stilvoll eingerichtet, mit einem herrlichen Blick über den Merrion Square Park – besonders bei Tageslicht ein echtes Highlight.

Das 2008 gegründete Restaurant ‚The Pig’s Ear‘ wurde 2009 im Michelin-Führer mit einem Michelin Bib Gourmand ausgezeichnet und hat diese Auszeichnung seitdem beibehalten. Das Restaurant verfügt über drei wunderschöne Räume mit Blick auf das Trinity-Gelände, die exklusiv für Feiern oder Firmenessen für Gruppen von bis zu 48 Personen im ersten Stock, bis zu 55 Personen im Mirror Room oder 10 Personen im privaten Speisesaal der Bibliothek im dritten Stock gebucht werden können. 

Die Küche wird geleitet von Stephen McAllister, einem der bekanntesten Vertreter der modernen irischen Food-Szene. Er hat in einigen der besten Restaurants des Landes gearbeitet, darunter in Kevin Thorntons berühmtem Restaurant, und ist heute nicht nur Chefkoch, sondern auch Miteigentümer des Pig’s Ear. Vielleicht kennst du ihn sogar aus dem irischen Fernsehen – er war Juror bei „The Taste of Success“ auf RTÉ.

Stephen steht für eine ehrliche, produktbezogene Küche, die irische Traditionen bewahrt, aber nie stehen bleibt. Seine Gerichte zeigen, was Irlands Bauern, Fischer und Produzent*innen zu bieten haben.

Wie der Geschäftsführer auf seiner Website verkündet: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass unser Restaurant für Kinder unter 12 Jahren nicht geeignet ist“, was ich absolut begrüße, denn in meinen Augen gibt es eine Zeit, in der man tolles Essen und Ambiente genießen kann und dann gibt es eine Zeit, in der kleine Kinder durch den Speisesaal rennen 😉

Die Ha’penny Bridge

ist eine im Mai 1816 erbaute Fußgängerbrücke über den Fluss Liffey.

Ursprünglich hieß die Brücke Wellington Bridge (nach dem in Dublin geborenen Herzog von Wellington) und wurde dann in Liffey Bridge umbenannt. Die Liffey Bridge ist bis heute der offizielle Name der Brücke, obwohl sie meist als Ha’penny Bridge bezeichnet wird.

Bevor die Ha’penny Bridge gebaut wurde, fuhren sieben Fähren über die Liffey, die von einem William Walsh betrieben wurden. Die Fähren waren in einem schlechten Zustand, und Walsh wurde mitgeteilt, dass er sie entweder reparieren oder eine Brücke bauen müsse. Walsh entschied sich für Letzteres und erhielt das Recht, 100 Jahre lang von jedem, der die Brücke überquerte, einen ‚Ha’penny‘ (einen halben Penny) Maut zu verlangen.

Ursprünglich richtete sich die Mautgebühr nicht nach den Baukosten, sondern nach den Gebühren, die von den Fähren erhoben wurden, die sie ersetzte. Eine weitere Bedingung für den Bau war, dass die Brücke ohne Kosten für die Stadt entfernt werden sollte, wenn die Dubliner Bürger die Brücke und die Mautgebühr innerhalb des ersten Betriebsjahres als „anstößig“ empfanden.

Die Maut wurde eine Zeit lang auf einen Penny-ha’penny (1½ Pence) erhöht, aber 1919 schließlich wieder abgeschafft. Solange die Maut in Betrieb war, gab es an beiden Enden der Brücke Drehkreuze.

Der damalige Oberbürgermeister von Dublin, John Claudius Beresford, beauftragte die Coalbrookdale Company aus England mit der Herstellung der Brücke. Die gusseisernen Rippen der Brücke wurden aus Erz, das ursprünglich in Sliabh an Iarainn in der Grafschaft Leitrim abgebaut wurde, in 18 Abschnitten hergestellt und dann nach Dublin verschifft. Der Entwurf und die Errichtung wurden von John Windsor, einem der Vorarbeiter des Unternehmens und Modellbauer, überwacht.

Die Sunlight Chambers,

gelegen an der Ecke von Parliament Street und Essex Quay am Südufer der Liffey.

Hier sollte man lieber einmal nach oben sehen, ansonsten ist dieses Gebäude leicht zu verpassen.

Das Gebäude wurde vom Liverpooler Architekten Edward Ould als Dubliner Bürogebäude für Lord Lever von Lever Brothers – dem britischen Seifenhersteller – entworfen und von 1899 bis 1901 gebaut. Eine romantische und unbeschwerte viktorianische Neuinterpretation der italienischen Architektur des fünfzehnten Jahrhunderts. 

Mit seinen weit ausladenden Traufen, dem Ziegeldach und den mit Arkaden versehenen Obergeschossen verfügt das vierstöckige Gebäude über eines der ungewöhnlichsten architektonischen Merkmale in Dublin – zwei mehrfarbige Terrakotta-Friese, die die Geschichte der Hygiene darstellen, nämlich die Herstellung und Verwendung von Seife in der Renaissance.

Conrad Dressler, ein Bildhauer und Töpfer, wurde mit dem Entwurf und der Herstellung einer Reihe von vier Rondellen und zwölf Tafeln an den drei Seiten des Gebäudes beauftragt. Die glasierten Keramikfriese wurden in Dresslers eigener Töpferei in Buckinghamshire hergestellt. Den größten Teil des 20sten Jahrhunderts waren diese Friese ziemlich schmutzig, doch eine Restaurierung in den 1990er Jahren brachte das Gebäude wieder in seiner ganzen Farbenpracht zum Vorschein.

Es trägt den Namen „Sunlight“, nach der gleichnamigen Seife.

Die Sunlight-Seife war eine der ersten Seifen, die in industriellem Maßstab aus Pflanzenöl und nicht aus tierischem Talg hergestellt wurde. Sie war eine Erfindung der Gebrüder Lever. Seit der Fusion mit einem holländischen Margarineunternehmen im Jahr 1929 nennt sich das Unternehmen Unilever – die Leute, die uns heute Surf, Persil, Sunsilk, Lux usw. bringen.

Das Gebäude wird heute von einer Anwaltskanzlei genutzt.

The Brazen Head,

ist Irlands ältester Pub.

Tatsächlich gibt es hier seit 1198 ein Wirtshaus. Das heutige Gebäude wurde 1754 als Posthalterei erbaut. The Brazen Head wird jedoch bereits 1653 in Dokumenten erwähnt.

Das Brazen Head befindet sich in der Bridge Street. Dies ist das Gebiet, aus dem die ursprüngliche Siedlung, die später Dublin werden sollte, ihren Namen erhielt. Der irische Name für Dublin ist Baile Atha Cliath – (ausgesprochen: Ball-ya-Awha-Clia), was so viel bedeutet wie „Die Stadt der Furt der Schilfhürden“. Neben dem Pub befindet sich die Father Matthew Bridge, die den Fluss Liffey überquert. Genau an dieser Stelle befand sich der ursprüngliche Übergang über den Fluss. Hier wurden Schilfmatten auf dem Flussbett ausgelegt, die es den Reisenden ermöglichten, den Fluss bei Ebbe sicher zu überqueren.

Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz etwas abschweifen.

Der ‚Brazen Head‘ (Messingkopf oder Bronzekopf) war ein prophetisches Gerät, das vielen mittelalterlichen Gelehrten zugeschrieben wurde, die für Zauberer gehalten wurden oder denen man nachsagte, sie könnten jede Frage beantworten. Er hatte immer die Form eines Männerkopfes und konnte jede Frage, die ihm gestellt wurde, richtig beantworten. Je nach Geschichte konnte er jedoch aus Messing oder Bronze gegossen sein, er konnte mechanisch oder magisch sein, und er konnte frei antworten oder auf „Ja“ oder „Nein“ beschränkt sein.

Der erste Bericht über einen sprechenden Kopf, der seinem Besitzer Antworten auf seine Fragen gibt, findet sich in William of Malmesburys History of the English Kings (ca. 1125) in einer Passage, in der er verschiedene Gerüchte über den Universalgelehrten Papst Sylvester II. sammelt, der nach Al-Andalus gereist sein und einen Wälzer mit geheimem Wissen gestohlen haben soll, dessen Besitzer er nur durch dämonische Hilfe entkommen konnte. Er soll den Kopf einer Statue gegossen haben, indem er seine Kenntnisse der Astrologie nutzte. Diese sprach erst, wenn sie angesprochen wurde, beantwortete dann aber jede Ja/Nein-Frage, die ihr gestellt wurde.

Robert Emmet 1778 – 1803
Hier planten die United Irishmen ihre Revolution, und Robert Emmet nutzte den Pub, um den Aufstand von 1798 zu planen. Das Brazen Head war ein hervorragender Ort für Verschwörungen gegen die britische Herrschaft, denn es lag in der Nähe von Dublin Castle, dem Sitz der englischen Macht in Irland und dem Hauptangriffsziel der United Irishmen. Die Nähe zum Kai, zu den Kirchen und zu den Gerichten machte es auch zu einem Knotenpunkt für Klatsch und Tratsch und zu einem idealen Ort für Fremde, um ihre Informationen im Geheimen weiterzugeben. Emmet wohnte in einem Zimmer mit Blick auf den Haupteingang, so dass er mögliche Feinde herankommen sehen konnte. Seine Rebellion scheiterte. Am 20. September 1803 wurde Robert Emmet in der nahe gelegenen Thomas Street gehängt und enthauptet. Er wurde des Hochverrats für schuldig befunden, nachdem er eine erfolglose Revolution gegen die britische Herrschaft angeführt hatte. Emmet war der letzte, der von einem britischen Gericht in Irland zu dieser mittelalterlichen Strafe verurteilt wurde. Ironischerweise trank der Henker früher auch im Brazen Head. Daher kann es gut sein, dass Emmets Geist in dem Pub spukt.

Michael Collins 1890-1922
Emmet war nicht der einzige Revolutionär, der im Brazen Head Zuflucht vor den Behörden suchte. Die United Irishmen von 1916 und die Anführer des Unabhängigkeitskrieges, darunter Michael Collins, trafen sich hier zu Versammlungen, um die Revolution zu planen. Der Brazen Head wurde während des Osteraufstands von 1916 und erneut während des Bürgerkriegs von 1922 fast zerstört. Bei beiden Gelegenheiten kam es zu heftigen Kämpfen in der Gegend auf der anderen Seite des Flusses, da sich die Truppen von The Four Courts an der Ecke vor dem Pub befanden. Im Jahr 1916 wurde die Rebellengarnison in den Four Courts von Kommandant Edward „Ned“ Daly angeführt. Kommandant Daly war einer der Anführer des Aufstands und wurde später im Kilmainham-Gefängnis hingerichtet. Während des blutigen Bürgerkriegs feuerten die Truppen des Freistaats von denselben Stellungen vor dem Pub aus auf die Kämpfer gegen den Vertrag, die die Four Courts hielten. Die Four Courts fielen den Flammen zum Opfer und viele historische Dokumente wurden zerstört. Im Inneren des Pubs ist an den Wänden eine einzigartige Sammlung von Fotografien aus dieser turbulenten Zeit ausgestellt.

Jonathan Swift, Brendan Behan, James Joyce
Als Dekan der St. Patrick’s Church kam Swift sicher jeden Tag an dem Pub vorbei. In seinen Briefen schreibt er: „Nur hier, beim Zeichen des Brazen Head, werden Plätze und Pensionen verkauft: Hütet euch vor Fälschungen, und passt auf, dass ihr die Tür nicht verwechselt“. Es gibt auch starke literarische Verbindungen, insbesondere der irische Dichter Brendan Behan und der Romancier James Joyce besuchten das Pub häufig. Joyce erwähnt es sogar in seinem berühmten Ulysses, als der Landstreicher Corley Stephen Dedalus und Bloom erzählt, dass man im Brazen Head einen „decant enough do for a bob“ bekommen kann.

Ein süßer Schatz im Herzen Dublins: Queen of Tarts

Wer Dublin besucht und dabei das gewisse Etwas sucht – eine Mischung aus gemütlicher Atmosphäre, handgemachten Leckereien und einem Hauch viktorianischem Charme – der sollte unbedingt bei Queen of Tarts vorbeischauen. Dieses zauberhafte Café liegt mitten im Herzen der Stadt, nur einen Katzensprung von Dublin Castle entfernt, und ist ein echter Geheimtipp für alle, die Kuchen lieben und das Leben genießen wollen.

Schon beim Betreten wird klar: Queen of Tarts ist mehr als nur ein Café. Es ist ein liebevoll eingerichtetes Kleinod, das mit seinem warmen, nostalgischen Flair sofort zum Verweilen einlädt. Hier duftet es nach frisch gebackenem Brot, süßen Tartes und echtem Kaffeegenuss – ein Paradies für Feinschmecker.

Hinter dem Erfolg des Queen of Tarts stehen zwei Schwestern – Regina und Yvonne Fallon – deren Leidenschaft fürs Backen weit über Irlands Grenzen hinausgeht. Beide absolvierten ihre Ausbildung an der renommierten Culinary Institute of America in New York. Mit diesem handwerklichen Können, einem ausgeprägten Sinn für Qualität und einer klaren Vision kehrten sie nach Irland zurück, um ihren Traum vom eigenen Café zu verwirklichen. 1998 eröffneten sie schließlich das Queen of Tarts in der Cow’s Lane im Herzen des historischen Temple Bar Viertels – eine liebevolle Hommage an traditionelle irische Backkunst mit einem modernen, internationalen Twist.

Die Speisekarte? Ein Traum. Ob fluffige Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade, herzhafte Quiches oder der legendäre Schokoladenkuchen – alles wird frisch vor Ort gebacken, mit besten Zutaten und einer großen Portion Liebe. Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt an Tartes, die dem Café seinen Namen geben: Apfel-Zimt, Zitronen-Baiser, Himbeer-Mandel… jede ein kleines Meisterwerk für sich.

Aber nicht nur das Essen überzeugt – es ist auch die herzliche Atmosphäre, die Queen of Tarts so besonders macht. Das Personal ist aufmerksam, freundlich und hat immer ein Lächeln auf den Lippen. Man fühlt sich willkommen, fast wie bei guten Freunden zum Nachmittags-kaffee.

Egal, ob für ein ausgedehntes Frühstück, einen schnellen Lunch oder eine süße Auszeit am Nachmittag – Queen of Tarts ist der perfekte Ort, um dem Trubel der Stadt für einen Moment zu entfliehen und sich etwas Gutes zu tun.

Queen of Tarts ist eine kulinarische Liebeserklärung an gutes Essen, feinen Tee und die süßen Seiten des Lebens. Ein echtes Highlight in Dublin – absolut empfehlenswert!

Nachtrag: Abschied vom „Queen of Tarts“

Mit viel Liebe zum Detail, dem Duft frisch gebackener Tartes und einer großen Portion Charme hat sich das Café Queen of Tarts über zwei Jahrzehnte lang in die Herzen der Dubliner und auch den Besuchern aus aller Welt gebacken. Nun ist eine Ära zu Ende gegangen: Das beliebte Café hat seine Türen dauerhaft geschlossen.

Was das Café so besonders machte, war nicht nur die Auswahl an hausgemachten Tartes, Scones, Quiches und Kuchen, sondern auch das Ambiente: verspielt, gemütlich und mit dem Gefühl, bei guten Freundinnen zum Tee eingeladen zu sein. Es war ein Ort zum Ankommen, Verweilen und Genießen – ein Rückzugsort mitten in der lebendigen Innenstadt Dublins.

Der Abschied fällt vielen schwer, denn das Queen of Tarts war mehr als nur ein Café – es war ein Stück Zuhause auf Reisen, ein Geheimtipp für Foodies und ein liebgewonnener Treffpunkt für viele Stammgäste.

Auch wenn das Kapitel nun geschlossen ist, bleibt der süße Nachgeschmack – und die Erinnerung an zwei Frauen, die mit viel Herzblut ein echtes Dubliner Original geschaffen haben.

Dass dieser besondere Ort nun Geschichte ist, tut ein bisschen weh – aber wer Dublin bereist, findet zum Glück noch viele weitere liebevoll geführte Cafés, die den Spirit des Queen of Tarts weiterleben lassen, was mich zu meinem nächsten Tipp bringt:

Ein Geheimtipp im Herzen Dublins: Das Pepper Pot Café

Manchmal sind es die versteckten Orte, die einem besonders in Erinnerung bleiben – kleine Entdeckungen, die man nicht geplant hat, aber nie wieder vergisst. So ging es mir mit dem Pepper Pot Café in Dublin. Ich hatte eigentlich nur kurz dem Regen entkommen wollen – und fand mich plötzlich an einem dieser Orte wieder, an denen man am liebsten den ganzen Tag sitzen würde.

Das Café befindet sich im ersten Stock des wunderschönen Powerscourt Townhouse Centre, einem georgianischen Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert, das früher Lord Powerscourt als Stadtsitz diente. Heute ist das Gebäude ein elegantes Shoppingzentrum mit kleinen, unabhängigen Läden – kein Vergleich zu den typischen Malls. Alte Treppen, verschnörkelte Balkone, hohe Decken und viel Licht machen das Haus zu einem echten Wohlfühlort. Die Stimmung ist freundlich, unaufgeregt und herrlich gemütlich.

Im Pepper Pot sitzt man entspannt mit Blick auf das helle Atrium, während aus der kleinen Küche ständig neue Köstlichkeiten gezaubert werden.

(c) Joanne Murphy
(c) Joanne Murphy

Ob für ein spätes Frühstück, ein gemütliches Mittagessen oder einfach nur einen richtig guten Flat White – das Pepper Pot ist der perfekte Ort, um sich eine Pause zu gönnen und dabei ein Stück authentisches Dublin zu genießen.

(c) Joanne Murphy

Besonders beliebt (und absolut empfehlenswert) ist der hausgemachte Bagel mit hauseigenem Roast Ham, Ardsallagh-Ziegenkäse und Birnen-Chutney – eine ungewöhnliche, aber köstliche Kombination.

Auch das Brot wird täglich frisch gebacken, ebenso wie die süßen Kuchen, Scones und Tarts, die verführerisch in der Vitrine glänzen.

Our Lady of Dublin

Ein seichter Trog für Schweine.

Irland darf sich glücklich schätzen, noch eine Reihe beeindruckender, alter Holzskulpturen zu besitzen, darunter Darstellungen der Muttergottes und zahlreicher irischer Heiliger. Eine der ältesten dieser Figuren ist die Madonna mit Kind aus dem 12. Jahrhundert, die aus Kilcorban in County Galway stammt.

Die Statue, die heute unter dem Namen „Our Lady of Dublin“ in der Karmeliterkirche verehrt wird, wird oft mit Skulpturen aus dem frühen 16. Jahrhundert verglichen, wie denen in der Kapelle von Heinrich VII. in Westminster. Es wird vermutet, dass sie aus dieser Zeit stammt. Diese lebensgroße Eichenholzfigur zeigt die Muttergottes mit ihrem Kind. Ursprünglich war sie in lebhaften Farben bemalt, doch im Laufe der Zeit wurde diese Farbgebung übermalt. Leider ging bei der Restaurierung im Jahr 1914 ein Teil der alten, polychromen Oberfläche verloren.

Connemara Marmor

In fast jedem Geschenkladen in ganz Irland findet man grüne Steine, die für alle Arten von Schmuck, aber auch als Glückssteine verwendet werden – aus Connemara-Marmor.

Connemara ist eine berühmte Region im Westen Irlands. Es bedeutet „Meeresarme“. Oscar Wilde wird zitiert, der Connemara als „wilde Schönheit“ bezeichnete, was für jeden, der das Glück hatte, die Gegend zu besuchen, unglaublich zutreffend ist. Connemara ist besonders beliebt bei denjenigen, die das altmodische und unverwechselbare Irland suchen.

Connemara-Marmor ist eine seltene Form von Marmor, die nur in dieser Region gefunden wird und typischerweise eine grünliche Farbe hat.

Er gilt aufgrund seines begrenzten Vorkommens als eine der seltensten Marmorarten der Welt und ist über 600 Millionen Jahre alt.

Der Marmor selbst entsteht, wenn Kalkstein unter Druck erhitzt wird. Obwohl die Farbe überwiegend grün ist, sind oft Grau- und Brauntöne zu sehen.

Marmorsteinbruch Streamstown Letternoosh, Clifden, Co. Galway.

Dieser Steinbruch ist der älteste und berühmteste der Connemara-Marmorsteinbrüche und wurde 1822 kommerziell eröffnet. Steinzeitmenschen bearbeiteten den Marmor aus diesem Vorkommen vor 4000 Jahren, und Äxte aus Connemara-Marmor befinden sich in der Sammlung des National Museum of Ireland.

Eines der schönsten Beispiele für ein steinzeitliches Keilgrab in Connemara befindet sich in unmittelbarer Nähe des Marmorsteinbruchs. Der Steinbruch produziert eine große Vielfalt an Farben, vom dunkelgrünen über den hellgrünen bis hin zum braunen und weißen Sepia-Marmor.

Im Jahr 1843 besuchten die berühmten viktorianischen Reiseschriftsteller S. C. Hall den Steinbruch und kauften eine Marmorplatte mit den Maßen 3ft x 2ft für 3,10 Pfund. In ihrem Buch Halls Ireland schrieben sie begeistert über das Letternoosh-Vorkommen. In einem Buch von Sir Robert Kane aus dem Jahr 1844 wird erwähnt, dass Marmor aus dem Streamstown-Steinbruch in Letternoosh in beträchtlichen Mengen exportiert wurde. Marmor aus dem Steinbruch Steamstown ist in Kathedralen und öffentlichen Gebäuden zu sehen, darunter die gotische Kirche in Kylemore Abbey, Connemara, die Westminster Cathedral, London. General Post Office, London, und das Museum für Naturgeschichte der Universität Oxfords.

Temple Bar

ist ein Gebiet am Südufer des Flusses Liffey im Zentrum von Dublin, Irland. Das Gebiet wird von der Liffey im Norden, der Dame Street im Süden, der Westmoreland Street im Osten und der Fishamble Street im Westen begrenzt. Es wird als Dublins „kulturelles Viertel“ und als Zentrum des Nachtlebens in der Dubliner Innenstadt beworben.

Geschichte
Im Mittelalter (in der anglo-normannischen Zeit) hieß der Bezirk St. Andrews Parish. Es war ein Vorort, der außerhalb der Stadtmauern lag. Ab dem 14. Jahrhundert wurde das Gebiet jedoch nicht mehr genutzt, da es den Angriffen der einheimischen Iren ausgesetzt war.

Im 17. Jahrhundert wurde das Land erneut bebaut, um Gärten für die Häuser wohlhabender englischer Familien anzulegen. Damals verlief die Uferlinie des Flusses Liffey weiter landeinwärts als heute, entlang der Linie, die von Essex Street, Temple Bar und Fleet Street gebildet wird. Das sumpfige Land auf der Flussseite dieser Linie wurde nach und nach eingemauert und urbar gemacht, so dass Häuser an der ehemaligen Uferlinie gebaut werden konnten. (Erst 1812 wurden diese Hinterhöfe durch den Wellington Quay ersetzt.) Die Vorderseiten der Häuser bildeten dann eine neue Straße. Die erste Erwähnung von Temple Bar als Name dieser Straße findet sich in Bernard de Gommes Karte von Dublin aus dem Jahr 1673, auf der das zurückgewonnene Land und die neuen Gebäude eingezeichnet sind. Andere Straßennamen in der Nähe lauten Dammas Street (heute Dame Street) und Dirty Lane (heute Temple Lane South).

Es wird allgemein angenommen, dass die als Temple Bar bekannte Straße ihren Namen von der Familie Temple erhielt, deren Stammvater Sir William Temple dort in den frühen 1600er Jahren ein Haus und Gärten baute.

Im 17. Jahrhundert bezeichnete „Barr“ (später zu Bar verkürzt) in der Regel eine erhöhte Sandbank an der Flussmündung, auf der man oft spazieren ging.

So entstand der Liffey-Damm entlang des Temple’s Barr oder einfach Temple Bar.

Temple war 1599 mit dem Expeditionskorps des Earl of Essex, dem er als Sekretär diente, nach Irland gekommen. Nachdem Essex 1601 wegen Hochverrats enthauptet worden war, zog sich Temple „ins Privatleben zurück“, wurde dann aber gebeten, Probst des Trinity College zu werden, das er von 1609 bis zu seinem Tod im Jahr 1627 im Alter von 72 Jahren leitete. William Temples Sohn John wurde „Master of the Rolls in Ireland“ und verfasste ein berühmtes Pamphlet, in dem er die einheimische irische Bevölkerung für einen Aufstand im Jahr 1641 anprangerte. Johns Sohn William Temple wurde ein berühmter englischer Staatsmann.

Trotz dieser großen Abstammung scheint der Name der Temple-Bar-Straße jedoch eher dem berühmten Londoner Stadtteil Temple Bar entlehnt zu sein, in dem sich seit dem Mittelalter die wichtigste Zollstelle für den Zugang nach London befand.

Die Londoner Temple Bar grenzt im Westen an die Essex Street und im Osten an die Fleet Street, und Straßen mit denselben Namen liegen in ähnlicher Lage wie die Dubliner Temple Bar. Es scheint daher fast sicher, dass die Dubliner Temple Bar in erster Linie in Anlehnung an den historischen Temple-Bezirk in London benannt wurde.

Ein sekundärer und ebenso plausibler Grund für die Verwendung des Namens Temple Bar in Dublin wäre jedoch ein Verweis auf eine der prominentesten Familien der Gegend in einer Art Wortspiel. Oder wie es prägnanter ausgedrückt wurde: Temple Bar „macht London und dem Hausherrn in wohlproportionierten Proportionen alle Ehre“.

In der Fishamble Street in der Nähe von Temple Bar fand am 13. April 1742 die erste Aufführung von Händels Messiah statt. Eine jährliche Aufführung des Messias findet am selben Tag am selben Ort statt. Eine republikanische revolutionäre Gruppe, die Society of the United Irishmen, wurde 1791 bei einem Treffen in einer Taverne in der Eustace Street gegründet.

Im 18. Jahrhundert war Temple Bar das Zentrum der Prostitution in Dublin. Im 19. Jahrhundert verlor das Viertel langsam an Beliebtheit, und im 20. Jahrhundert litt es unter dem städtischen Verfall mit vielen baufälligen Gebäuden.

In den 1980er Jahren schlug die staatliche Verkehrsgesellschaft Córas Iompair Éireann (C.I.É.) vor, Immobilien in dem Gebiet aufzukaufen, abzureißen und an ihrer Stelle einen Busbahnhof zu bauen. Während dies in Planung war, wurden die aufgekauften Gebäude zu niedrigen Mieten vermietet, was kleine Geschäfte, Künstler und Galerien in das Gebiet lockte. Proteste von An Taisce, Anwohnern und Gewerbetreibenden führten dazu, dass das Busbahnhofsprojekt abgebrochen wurde. Der damalige Taoiseach Charles Haughey war für die Sicherstellung der Finanzierung verantwortlich, und 1991 gründete die Regierung eine gemeinnützige Gesellschaft namens Temple Bar Properties, um die Wiederbelebung des Gebiets als Dublins Kulturviertel zu beaufsichtigen.

Im Jahr 1999 wurden angeblich Junggesellenabschiede und Junggesellinnenabschiede in Temple Bar verboten ( bzw. davon abgeraten), vor allem wegen des rüpelhaften Verhaltens der Betrunkenen, doch scheint dies inzwischen hinfällig zu sein. Lärm und asoziales Verhalten sind jedoch nachts weiterhin ein Problem.

Gegenwart
Das Gebiet beherbergt eine Reihe von Kultureinrichtungen, darunter das Irish Photography Centre (mit dem Dublin Institute of Photography, dem National Photographic Archive und der Gallery of Photography), das Ark Children’s Cultural Centre, das Irish Film Institute mit dem Irish Film Archive, die Button Factory, das Arthouse Multimedia Centre, Temple Bar Gallery and Studios, das Project Arts Centre, die Gaiety School of Acting, das IBAT College Dublin, das New Theatre sowie die Irish Stock Exchange.

Nach Einbruch der Dunkelheit ist die Gegend ein Zentrum des Nachtlebens, mit verschiedenen auf Touristen ausgerichteten Nachtclubs, Restaurants und Bars. Zu den Kneipen in der Gegend gehören The Temple Bar Pub, The Porterhouse, The Oliver St. John Gogarty, The Turk’s Head, Czech Inn, The Quays Bar, The Foggy Dew, The Auld Dubliner und Bad Bobs.

Das Viertel verfügt über zwei renovierte Plätze – Meetinghouse Square und den zentralen Temple Bar Square. Der Temple Bar Book Market findet samstags und sonntags auf dem Temple Bar Square statt. Auf dem Meetinghouse Square, der seinen Namen von dem nahe gelegenen Quäker-Versammlungshaus hat, finden in den Sommermonaten Filmvorführungen unter freiem Himmel statt.[15] Seit Sommer 2004 beherbergt der Meetinghouse Square auch das Projekt ‚Speaker’s Square‘ (ein Bereich für öffentliche Reden) und den ‚Temple Bar Food Market‘ an Samstagen.

Der „Cow’s Lane Market“ ist ein Mode- und Designmarkt, der samstags in der Cow’s Lane stattfindet.

Temple Bar Pub

ist eines der beliebtesten Pubs des Viertels, und das aus gutem Grund. Sie haben die Wahl zwischen einer feinen Auswahl an lokalem Craft Beer und der üblichen internationalen Kost. Die Temple Bar verfügt über 450 Flaschen seltener und interessanter Whiskeys, die über Jahrzehnte aus aller Welt zusammengetragen wurden, und ist damit Irlands größte Sammlung.

Entspannen Sie sich in der Gesellschaft von hochwertigen traditionellen irischen Musikern. Die Musiker werden sorgfältig ausgewählt, so dass Sie sicher sein können, dass Sie nur das Beste bekommen.

Das 1840 gegründete Pub gehört zu den meistbesuchten und meistfotografierten Lokalen des Landes.