Acro-Yoga

Alles, was wert ist das man es tut, ist es wert langsam getan zu werden.

Zu lernen, sich mit jemandem zu bewegen und von jemand anderem bewegt zu werden, ist eine erstaunliche Erfahrung und viel einfacher, als man denkt. Hinter AcroYoga steckt viel mehr als nur hübsche Formen und schicke Instagram-Posts.

“AcroYoga verbindet die Weisheit des Yoga, die dynamische Kraft der Akrobatik und die liebevolle Güte der Heilkunst.
Diese drei Linien bilden die Grundlage für eine Praxis, die Vertrauen, Verspieltheit und Gemeinschaft kultiviert.”

Die ursprünglichen zwei Schulen waren Acroyoga Montreal und Acroyoga Inc.. Acroyoga Montreal wurde 1999 von Jessie Goldberg und Eugene Poku gegründet und kombiniert Akrobatik, Yoga und Tanz. Acroyoga Inc. begann 2006 in San Francisco, gegründet von Jason Nemer und Jenny Klein. Diese Praxis vermischt Akrobatik, Yoga und Heilkunst. Beide Schulen bieten Lehr-Zertifizierungen, und trotz einiger Unterschiede haben viele ähnliche Posen und nutzen die Schwerkraft zur Kräftigung und Verbesserung der Dehnung.

Kümmere Dich nicht darum, wie es aussieht – mache Dir bewusst, wie es sich anfühlt.

Es gibt drei Hauptrollen in einer Acro-Yoga-Praxis: Base, Flyer und Spotter:

Base: Dies ist die Person, die die meisten Kontaktpunkte mit dem Boden hat. Oft liegt diese Person auf dem Boden, wobei der gesamte hintere Rumpf vollen Kontakt hat. Dies ermöglicht es, dass sowohl die Arme als auch die Beine für maximale Stabilität und Unterstützung des Flyers “aufgestapelt” werden. Hauptkontaktpunkte mit dem Flyer sind die Füße (in der Regel auf den Hüften, der Leiste oder dem Unterbauch des Flyers platziert) und die Hände (die entweder Haltegriffe bilden oder die Schultern umgreifen).

Flyer: Dies ist die Person, die durch die Base vom Boden abgehoben wird. Der Flyer kann sich in eine Reihe von dynamischen Positionen bewegen und lässt im Allgemeinen die Schwerkraft für sich arbeiten. Ein Flyer braucht Gleichgewicht, Vertrauen und Rumpfkraft.

Spotter: Dies ist die Person, die einen objektiven Blick auf die Partner hat und deren ganzer Fokus darauf liegt, sicherzustellen, dass der Flyer im Falle eines Ausrutschens sicher landet. Der Spotter kann auch Empfehlungen an die Base und den Flyer geben, um deren Form zu verbessern.

Arbeite mit, nicht gegen Dein Skelett.

Stelle Dir das Knochenstapeln als den einfachen Akt vor, eine intuitive Ausrichtung des Skeletts zu schaffen. Anstatt Muskeln einzusetzen, um Gewicht zu heben oder zu halten, unterstützen die Knochen das Gewicht besser – sowohl das unseres Partners als auch unser eigenes.

 

Knochen tragen Gewicht. Muskeln richten die Knochen aus.
Muskeln ermüden, Knochen nicht. *

Um das Skelett wirklich zu verstehen, muss man die es umgebene Muskulatur zu schätzen wissen – hier kommt die Muskelspannung ins Spiel. Indem wir die Muskeln nutzen um die Knochen auszurichten, können wir die richtige Position finden um unsere Fähigkeit Gewicht zu tragen zu maximieren. Probiere es aus: Es ist viel einfacher sich mit ausgestreckten Armen abzustützen, als mit gebeugten Armen.

Denke immer daran: Alles, was es wert ist getan zu werden, ist es wert, es langsam zu tun – und vergiss nicht, Spaß zu haben! Es geht um den Aufbau von Vertrauen und der Vertiefung der Übungen. Tolle Instagram-Fotos sind wirklich nur ein Bonus.

AcroYoga ohne Spotter. Kardinalsünde oder unvermeidbare Tatsache?

Flyer, seien wir mal ehrlich – es ist schon schwer genug eine Person zu finden mit der man üben kann, geschweige denn eine weitere, der man genug vertraut um all die schwierigeren und gefährlicheren Tricks zu überwachen.

Ob Base oder Flyer, jeder ist sein eigener Spotter – vor allem, wenn kein zusätzlicher zur Verfügung steht.

Zu fallen ist ein unvermeidlicher Teil des Fliegenlernens. Die Schwerkraft gewinnt immer. Wenn Du das beherzigst kannst Du lernen, mit der Schwerkraft umzugehen, das Verletzungsrisiko gering halten, sollten die Dinge mal aus dem Ruder laufen.

Kenne Deine Base.
Verstehe das als “BE PARANOID”. Nur weil man groß und sehr gut darin ist, eine kleine Person herumzuwirbeln, heißt das nicht, dass Du das auch mit anderen machen kannst oder wirst. 

Vertraue der Technik mehr als der Größe. Verbringe Zeit damit, Deinen Partner kennenzulernen, besonders wenn er Deine Füße (und Wirbelsäule) vom Boden hebt.

Fallen tut nicht weh… es ist der Aufprall, der schmerzt.

Kalibrieren & Ebenen.
Eine Maschine ist nur so stark wie die Kommunikation zwischen ihren Einzelteilen. Jede Partnerbewegung hat ein Solo-Gegenstück, das die Form und Rolle des Einzelnen erforscht. Jede fliegende Pose hat einen geerdeten Vorläufer. All diese lustigen “Waschmaschinen” sind im Grunde eine Reihe von Übergängen in Schleifen, die einzelne Formen miteinander verbinden, die alle erst einmal für sich allein mit absoluter Genauigkeit geflogen werden sollten.

Qualität vor Quantität.
Qualität des Stillstands über Quantität der Bewegung. Kümmere Dich um die Praxis, und die Praxis wird sich um Dich kümmern. Fokus statt Unschärfe.

Schnell ist einfach. Langsam is gekonnt.
Es gibt Zeiten, in denen Schwung benötigt wird, sogar notwendig ist (z.B. Pops & Whips). Setze  Geschwindigkeit nicht mit Talent gleich. In 99% der Fälle bedeutet Schnelligkeit übereilte Verbindungen und schlampige Form. In der Lage zu sein, den Fluss in jedem Moment zu stoppen, bedeutet, dass beide Partner zu jeder Zeit wissen, was zum Teufel passiert, was bedeutet, dass Sie immer wissen, wo der Ausgang ist.

Kenne Dich selbst.
Da der Flieger derjenige ist, der typischerweise fällt, bist Du Dir über die Schwere dessen, was Du tun wirst, im Klaren?
Beantworte aufrichtig jede der folgenden Fragen:

– Hast Du ein klares Bild von dem, was Du und Deine Base zu schaffen versuchen?
– Weisst Du, wie Du Deine Füße jederzeit auf den Boden bekommen kannst?
– Wo befindet sich Dein Kopf während der gesamten Bewegung, und bist Du in der Lage, ihn zu schützen?
– Hast Du das schon einmal geflogen?
– Hast Du die leichtere Version geflogen? Weisst Du überhaupt, was das ist?
– Hast Du Vertrauen in Deine Basis?
– Vertraust Du Dir selbst?
– Wird das funktionieren?

Wenn Du zu irgendeinem Zeitpunkt mit NEIN geantwortet hast (vor allem die letzte Frage), solltest Du unbedingt in Erwägung ziehen, jemand anderen kommen zu lassen, um einen sicheren Raum zu schaffen.

Selbst wenn jede Antwort ein JA war, denke daran, dass Unfälle nie geplant sind. Sei jederzeit darauf vorbereitet, dass alles passieren kann.

Fliege sicher!

* Im sportmedizinischen Sinne spricht man bei der Überlastung von Knochen von Ermüdung, dass ist hier aber nicht gemeint, sondern lediglich der Vergleich von Muskulatur zu Knochen und einer Möglichkeit, Muskelkraft einzusparen.